Ungarns in Zukunft größte Kuppel aus Leimbindern wird in 26 Metern Höhe das Wettkampfbecken überspannen. Die ausführende Spengler-Firma Lemezfedés Kft. stellt sich der Herausforderung, die 3600 m² große Dachfläche der Kuppel mit Prefalz zu decken. PREFArenzen besuchte die Baustelle und wird auch die Fertigstellung des Projekts nicht aus den Augen verlieren.
Spitze in Sachen Architektur war in der 30.000 Einwohner zählenden Stadt Gödöllő bisher vor allem das Lieblingsschloss der österreich-ungarischen Kaiserin Sisi. Nicht weit entfernt von diesem Touristenmagnet entsteht zurzeit eine moderne Schwimmarena in historischer Formensprache. Sie wird zwar aus touristischer Perspektive nicht mit der Bedeutung des Sisi-Schlosses mithalten können, doch ihr Dach erfordert beachtenswerte planerische Spitzenleistungen. Das Projekt in Gödöllő ist seit 2012 in Planung, seit Ende 2016 in Bau und wird im kommenden Jahr fertiggestellt.
Die passende Dimension
In Ungarn gehört Wassersport zum Alltag. Schwimmunterricht ist in ungarischen Schulen obligatorisch, was vielleicht auch einer der Gründe ist, weshalb Ungarns Wasserballmannschaften regelmäßig Welt- und Europameister werden. Auch in Gödöllő soll trainiert werden. Kulturell und gesellschaftlich erfüllt die Schwimmarena unbestritten eine wichtige Aufgabe für das städtische Leben von Gödöllő. Aus diesem Grund wird das Projekt in entsprechender Dimension ausgeführt: 7800 m² Nutzfläche verteilen sich unter und über der Erde auf 10 Stockwerken. Bis zu 8 Meter gehen die Untergeschosse in die Tiefe, während der Scheitelpunkt der Kuppel 26 Meter Höhe misst. Neben Wettkampfbecken, Aufwärmbecken und Sportbecken für Wasserballteams sind ein Wellnessbereich, Fitnessräume und Räume für Dienstleistungen geplant. Bis zu 600 Zuschauer werden auf der Haupttribüne Platz finden. Zudem ist die Schwimmhalle in einen Park eingebettet, der zum innerstädtischen Erholungsgebiet werden soll.
Denken mit dem Spenglerkopf
Der Bau mit einer zentralen Kuppel und vier Türmen verlangt allen voran von den beauftragten Spenglern fachliche Sonderleistungen. Mehr als 4600 m² Dachfläche werden mit Prefalz Patina Grün eingedeckt. 3600 m² davon schützen in Zukunft Ungarns größte kuppelförmige Leimbinderkonstruktion vor Wetterschäden. Während 20 Zimmerer auf der großen Kuppel letzte Holzarbeiten an der Blindschalung für den Untergrund der Dachdeckung verrichten, arbeiten János Jánosa und András Valastyán, die Gründer der Spenglerfirma Lemezfedés Kft., auf einem der vier Ecktürme. Der Blick von hier aus auf die gewölbte Dachfläche der Kuppel raubt einem kurz den Atem. Am Ende soll das Dach nach Idee des Architekten und Ybl-Preisträgers Jánosi János, Partner bei KVADRUM Architekten, wie „ein Stein, der ins Wasser fällt und seine Kreise zieht“ aussehen. Dafür braucht es Innovationsgeist, Mut zu konstruktiven Sonderlösungen, Geduld und eine Spengler-Firma, die vorausdenkt. „Die wenigsten Architekten denken mit dem Spenglerkopf“, wie János Jánosa betont. Er freut sich über die Freiheit in der Planung und das Vertrauen, das ihnen als Spengler bei diesem Projekt entgegengebracht wurde.
Grün, markant, konzentrisch
Die Aluminiumdeckung im markanten Grün gibt es allerdings noch nicht auf der Kuppel. Bevor der Rohbau, die Isolierung und die Rohschalung fertiggestellt sind, besteht keine Chance mit den Spenglerarbeiten zu beginnen. Um den Aufwand und somit auch die Kosten in Grenzen zu halten, wird auf die Verlegung von konischen Elementen verzichtet. Stattdessen wollen die erfahrenen Spengler die Kuppelwölbung mit ringförmig angelegten Segmentflächen nachbauen, sodass es scheint, als würde sich das Material um ein zentrales Glasauge konzentrisch ausbreiten. Dafür werden bereits in der unterliegenden Holzdeckung Stufen von 2,75 m Tiefe hergestellt, über welche Prefalz fest verlegt werden kann.
Profiliermaschine auf der Baustelle
Die von PREFA angebotene Profiliermaschine kommt direkt auf der Baustelle in Gödöllő zum Einsatz.PREFA Ungarn stellt, wenn notwendig, Profiliermaschinen zur Verfügung. Doch die Falzarbeiten vor Ort auf dem Kuppeldach in Gödöllő sind ein Experiment. Per Kran wird die Profiliermaschine auf das Kuppeldach gehoben, um möglichst nah an die Stelle heranzukommen, an der das Material verarbeitet wird. So können die Arbeit auf der großen Baustelle erleichtert und die Arbeitswege auf der Dachfläche um einiges verkürzt werden. „Dank PREFA könnten wir jetzt Tag und Nacht auf der Baustelle arbeiten“, scherzt András Valastyán. Er verweist auch auf die Vorteile, die bei dieser Dachdimension für Prefalz sprechen: „Sehr leicht, weich, bricht nicht und muss bei unter 5 °C Außentemperatur nicht wie andere Materialien vor der Verarbeitung auf der Baustelle aufgewärmt werden.“
Spitzenspengler
Die Spengler sind mit ihrer bisherigen Arbeit übrigens Europameister. János und András haben bereits Dachbahnen bis auf 1 cm Falzabstand in der schwindelerregenden Höhe eines Kirchturms verarbeitet. Europaweit gibt es keine einzige filigrane Dachdeckung, die der der Heiligengeistkirche in Veresegyház ähnelt. Und laut András sind Lemezfedés Kft. die einzigen Spengler der Welt, die auf diesem hohen handwerklichen Niveau arbeiten können. Dennoch vermeiden sie bewusst den globalen Wettbewerb, solange es für sie Arbeit in Ungarn gibt. Sie scheinen die meisten technischen Herausforderungen, die bis jetzt angestanden sind, gelöst zu haben. „Obwohl“, das muss János Jánosa zugeben, „drei Kuppeln dieser Dimension in Zukunft gleichzeitig umzusetzen und das mit mehr Mitarbeitern, das wäre ein Traum.“
Ob sie schwimmen gehen werden in der Schwimmhalle, wenn alles fertig ist? „Sicher gehen wir mit bestem Gewissen schwimmen“, bestätigen beide. Sie hätten ja schließlich das Dach gemacht.
Auch PREFARENZEN werden an diesem Projekt dran bleiben und über weitere Entwicklungen berichten.
Schwimmsportarena Gödöllő - Details
Land: |
Ungarn |
Objekt, Ort: |
Schwimmsportarena, Gödöllő |
Kategorie: |
Neubau |
Architektur: |
KVADRUM Architekten |
Verarbeiter: |
Lemezfedés Kft. |
Material: |
|
Farbe: |
P.10 Patina Grün |